Wenn in dieser Woche die Herren-Fußballer bei den Olympischen Spielen starten, dürften die Partien in Deutschland mit mäßigem Interesse verfolgt werden. Schließlich reicht die Bedeutung des U23-Turniers bei Weitem nicht an die einer Welt- oder Europameisterschaft heran. Und eine DFB-Auswahl nimmt aufgrund der verpassten Qualifikation gar nicht teil.
Bei den vergangenen beiden Olympischen Spielen war das noch anders. 2021 scheiterte Deutschland in der Gruppenphase, 2016 allerdings hatte das Nationalteam unter Trainer Horst Hrubesch begeistert. Bis ins Finale führte der Weg der Deutschen, dort scheiterten sie knapp im Elfmeterschießen an Gastgeber Brasilien (5:6).
Erheblichen Anteil am Gewinn der Silbermedaille trug ein damaliger Schalker: Max Meyer. Mit 20 Jahren galt der offensive Mittelfeldspieler zu diesen Zeiten noch als großes Versprechen für den deutschen Fußball, viele Experten sagten ihm eine Weltkarriere voraus.
Mit seinem Schalker Mittelfeldpartner Leon Goretzka führte er die deutsche Auswahl in Rio an, Goretzka trug die Kapitänsbinde. Doch der heutige Bayern-Profi verletzte sich im Eröffnungsspiel und musste abreisen. Meyer übernahm die Binde – und spielte, womöglich auch davon beflügelt, ein herausragendes Turnier.
Vier Tore erzielte der gebürtige Oberhausener, drei weitere bereitete er vor – mit diesem Wert stand er am Ende gemeinsam mit Brasiliens Superstar Neymar an der Spitze der Scorerliste.
Meyer gedenkt nach Finalpleite Schalke-Kollege Goretzka
Beide waren auch im Endspiel die prägenden Figuren. Neymar brachte Brasilien mit einem direkt verwandelten Freistoß in Führung. Nach knapp einer Stunde dann der Auftritt von Meyer, der zum Ausgleich traf und das Maracanã-Stadion für einen Moment verstummen ließ.
Letztlich durften die überwiegend brasilianischen Zuschauer aber doch jubeln. Denn im Elfmeterschießen vergab Nils Petersen als letzter deutscher Schütze. Neymar nutzte die Vorlage, verwandelte und krönte den Turnierausrichter zum Olympiasieger.
Meyer hingegen sank nach Spielende enttäuscht zu Boden, bewies wenig später aber Größe. Bei der Siegerehrung dachte er an seinen verletzten Teamkollegen Goretzka und hielt dessen Trikot mit der Nummer 10 in die Kameras.
„Direkt nach dem Finale ist man total enttäuscht, im Nachhinein ist es natürlich trotzdem ein super Gefühl, so was erreicht zu haben“, sagte das einstige Ausnahmetalent nach dem Turnier über das „Riesenerlebnis“, bei dem er „sehr viel Spaß“ hatte.
Drei Länderspiele bestritt Meyer in den folgenden Monaten noch für die deutsche A-Nationalmannschaft, weitere kamen nicht mehr hinzu. Mit seinem Abschied aus Gelsenkirchen im Jahr 2018 verlor seine Karriere an Fahrt. In diesem Sommer wechselte Meyer vom FC Luzern zu APOEL Nikosia nach Zypern.
Ob er das olympische Fußballturnier in diesem Sommer verfolgen wird? Fraglich. Immerhin: Auch dieses Mal ist ein Schalker dabei. Ibrahima Cissé tritt mit der malischen Auswahl an.